die möwe Aufklärungskampagne
Gewalt und Missbrauch geschehen im Verborgenen und hinterlassen bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen Spuren. Diese Spuren sind meist unsichtbar und sollen durch die Beschreibung mittels Fingeralphabet sichtbar gemacht werden und zum Hinschauen bewegen.
Gewalt an Kindern macht besonders betroffen. Wut, Hilflosigkeit und innere Ohnmacht lösen häufig Erstarrung aus. Unsere Kampagne will aufrütteln, Verantwortungsgefühl und richtiges Handeln gegen Gewalt an Kindern bewirken.
Selbstwert und Selbstbewusstsein werden durch Gewalterleben massiv untergraben. Betroffene Kinder fühlen sich wertlos, empfinden Scham und geben sich auch selbst die Schuld. Hoffnungslosigkeit, Wertlosigkeit und Sprachlosigkeit verhindern gesunde Entwicklung.
Das Vertrauen in sich selbst, in andere Menschen und in eine glückliche Zukunft wird durch Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung zutiefst erschüttert. Misstrauen erschwert sichere Bindungen und positive Beziehungen und führt zu innerer Vereinsamung, Leere und Isolation.
Ohnmächtige Wut und Aggressionen sind für manche Kinder die einzige Möglichkeit, das was ihnen angetan wird, auszudrücken. Erlebte Gewalt führt oft wieder zu Gewalt und vorenthaltene Zuwendung löst sowohl Wut als auch große Traurigkeit aus.
Gewalt an Kindern macht zurecht wütend.
Die Idee hinter der Kampagne
Es braucht den Mut schützender Erwachsener, die vermeintlich unsichtbaren Spuren der Gewalt sichtbar zu machen indem sie hinschauen, zuhören und handeln.
In unserem „Fingeralphabet“ berühren sich Hände und bilden dabei Buchstaben. Wir bilden Wortpaare, die negative Auswirkungen von Gewalt und Missbrauch ihrer positiven Auflösung durch wirksame Therapie und erfolgreiche Aufarbeitung gegenüberstellen. Gewalt und Missbrauch hinterlassen – vor allem seelische - Spuren. Betroffene kämpfen mit Gefühlen wie Wut, Misstrauen und Wertlosigkeit. Indem sie von Kinderschutzorganisationen wie der möwe die professionelle Hilfe bekommen, die sie brauchen, sind betroffene Kinder und Jugendliche in der Lage, wieder Mut zu fassen, Vertrauen zu finden und Selbstwert aufzubauen.
In einer verlässlichen therapeutischen Beziehung lernen Kinder Vertrauen aufzubauen und durch die Einbeziehung ihres Bezugssystems kann sich auch wieder Stabilität im Alltag entwickeln.
Durch das Zurechtrücken, dass niemals das Kind selbst für die erlebte Gewalt verantwortlich ist, kann auch wieder innere Sicherheit hergestellt werden. Mit dieser Stärkung des Ichs und der Bewusstmachung des Selbstwerts kann trotz schrecklicher Erfahrungen wieder gesunde Entwicklung möglich werden.
Das Aushalten von Angst, Loyalitätskonflikten und schlimmen Bildern braucht Mut und Kraft. Mit der Begleitung von einfühlsamen Expert*innen kann ein klares Eintreten für die eigenen Grenzen und auch Bedürfnisse gelingen. Verantwortliche Erwachsene brauchen den Mut auch auf unangenehme Wahrheiten hinzuschauen und rasch die richtige Hilfe zu finden.
So wie Begegnungen zwischen Menschen positiv oder negativ, interessiert oder übergriffig, intim oder grenzverletzend erlebt werden können, zeigen wir mit unseren Fingerbuchstaben die Bandbreite der unterschiedlichen Qualitäten von Beziehung und Berührung.
Die mit Fingern gebildeten Buchstaben können irritieren und – so wie das Thema selbst – Reaktionen wie Abwehr und Nicht-hinschauen-Wollen auslösen. Aber sie zwingen uns, näher hinzusehen, um die Begriffe richtig zu erfassen. Dieses Dranblieben trotz des irritierenden, unangenehmen und heiklen Themas Missbrauch und Gewalt, um richtig einschätzen und handeln zu können, brauchen wir auch im Kinderschutz! Mit dem Benennen dieser Spuren, die meist nicht von außen sichtbar sind, wollen wir aufrütteln und deutlich machen, dass Gewalt und Missbrauch an Kindern ein genaues Hinschauen und Hinhören erfordern.
Die Agentur
Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Agentur Heimat Wien, die uns ihre Kreativität pro Bono zur Verfügung gestellt hat. Sie entwickelten eine Bildsprache, die auf die Abbildung von Kindern verzichtet und die Spuren von Gewalt und Missbrauch an Kindern und Jugendlichen auf eine ungewöhnliche Art kommuniziert.
Markus Wieser, Geschäftsführer der Werbeagentur Heimat Wien, über die gelungene Zusammenarbeit: „Wir freuen uns, dass wir für die möwe eine innovative Aufklärungskampagne konzipieren durften, die dem Begiff „Körpersprache“ eine völlig neue Bedeutung gibt. Es war uns ein großes Anliegen die unsichtbaren Spuren von Missbrauch und Gewalt mit besonders viel Fingerspitzengefühl zu inszenieren, darum haben wir alle Elemente der Kampagne – von Fotos bis hin zu Bewegtbild-Aufnahmen – mit unserer eigenen inhouse Produktion erna entwickelt und produziert.“
Präventiver Kinderschutz
Mit der Aufklärungskampagne möchten wir das wirksamste Element im Kinderschutz vorantreiben: die Prävention - also von vornherein verhindern, dass überhaupt etwas passiert.
Seit vielen Jahren ist die Gewaltprävention ein Schwerpunkt in der möwe Arbeit und hat mit der möwe Akademie eine eigene Organisationseinheit. Wir arbeiten sowohl mit Kindern und Jugendlichen, als auch mit Eltern und Erziehungsberechtigten sowie mit Fachpersonen aus psychosozialen, pädagogischen und medizinischen Bereichen.
Unsere Präventionsbotschaften sind der inhaltliche Kern unserer Präventionsarbeit und auch der Kampagne. Diese bezieht sich z.B. auf die Botschaft Nummer 3: Dein Körper gehört Dir und thematisiert, dass es angenehme und unangenehme Berührungen gibt. Kinder und Jugendliche, die ihre eigenen Körpergrenzen wahrnehmen können, und in der Lage sind zu artikulieren, wenn sie übergriffig oder grenzverletzend berührt werden, sind besser geschützt.
Die 7 präventiven Botschaften
1. Vertraue Deinen Gefühlen.
Es gibt angenehme und unangenehme Gefühle und es ist gut darüber zu sprechen.
2. Es gibt gute Geheimnisse und schlechte Geheimnisse! Schlechte darfst Du weitersagen.
Belastende Geheimnisse sollen weitererzählt werden.
3. Dein Körper gehört Dir! Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen.
Jeder hat das Recht über seinen Körper selbst zu bestimmen.
4. Du darfst NEIN sagen.
Respekt voreinander ist wichtig. Dazu gehört auch, den Wunsch und Willen des Gegenübers zu akzeptieren.
5. Es ist nicht alles richtig, was andere tun.
Auch Menschen, denen wir vertrauen und die wir sehr bewundern, machen Fehler.
6. Hol Dir Hilfe und sprich darüber.
Das Erzählen von Problemen ist so lange notwendig, bis jemand richtig zuhört und hilft.
7. Gewalt ist nie in Ordnung.
Es gibt Alternativen zu Gewalt – nur so kann sie gestoppt werden.
die möwe Erklärvideos
die möwe Studie zum Thema Gewalt an Kindern
Bereits zum vierten Mal im Abstand von ca. 4-5 Jahren führte die möwe Ende 2020 eine repräsentative Befragung zur Einstellung und Bewusstsein zu Gewalt an Kindern in der österreichischen Bevölkerung durch.
Hier gehts zu den Ergebnissen: https://www.die-moewe.at/de/pressemeldung/aktuelle-studie-gewalt
Wohin wenden bei Verdacht
möwe-Telefonberatung
01 532 15 15
Tel.: 01/532 15 15
MO - DO: 9.00 - 17.00 Uhr
FR: 9.00 - 14.00 Uhr
die möwe Onlineberatung: https://die-moewe.beranet.info
Kinder- und Jugendhilfe: http://www.jugendwohlfahrt.at/links.php
Wien MA11: https://www.wien.gv.at/kontakte/ma11/index.html
Kinderschutzzentren in ganz Österreich: www.oe-kinderschutzzentren.at
Weitere Links:
www.gewaltinfo.at
www.rataufdraht.at
www.pb-fachstelle.at
www.kinderrechte.gv.at
www.kinderjugendgesundheit.at
www.ecpat.at
www.kinderhabenrechte.at
www.pikoe.at
www.unicef.at