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Transgenerationale Traumatisierungen - 27. möwe Fachtagung Wien

Spuren aus der Vergangenheit - Wege in die Zukunft

Kinder werden in gesellschaftliche und familiäre Systeme hineingeboren, die ihre jeweiligen historischen und biografischen Prägungen mitbringen. Auch können die Narben von Traumaerfahrungen bis in Folgegenerationen sichtbar bleiben oder gar noch schmerzen und sich als Familienmuster reproduzieren.
Thema unserer heurigen Fachtagung ist, ob und wie derartige Prägungen auftreten und wie wir als Fachkräfte Stimmen aus der Vergangenheit erkennen, zuordnen und hier intervenieren können, um Kinder und Jugendliche gut in ihrer weiteren Entwicklung zu begleiten, ganz nach Albert Einstein „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“

 

Programm

9:00 Uhr Begrüßung
Maga Hedwig Wölfl, die möwe Geschäftsführung und fachliche Leitung
Maga Johanna Zimmerl, Leiterin die möwe Wien

9:15 Traumata und ihre epigenetischen Spuren - Was bedeutet das für die nächsten Generationen? (Vortrag hybrid)

Frühe traumatische Erfahrungen prägen die Entwicklung des Gehirns in einer Weise, die das Risiko für die Entstehung psychischer Erkrankungen erhöht. Verankert wird diese frühe Prägung unter anderem über epigenetische Veränderungen von Genen des Stresssystems und weiterer funktionaler Systeme. Was bedeutet das? Was sind überhaupt epigenetische Veränderungen? Werden sie vererbt? Können wir die epigenetischen Spuren wieder aufheben?
Drin Nicole Strüber, Dipl. Biol.

10:15 Wenn das elterliche Trauma die Bindung des Kindes crasht …(Vortrag hybrid)
Traumatisierungen werden an die nächste Generation oft weitergegeben, zumindest wenn sie verschwiegen werden. Das kann Folgen für die Verbindungs- und Bindungsfähigkeiten der Kinder haben. Wie sind sie zu erkennen? Wie kann mit ihnen umgegangen werden?
Dr.phil. Udo Baer

11:00 Pause

11:30 Wenn Gewalt vererbt wird ... (Vortrag hybrid)
In der eigenen Kindheit Gewalt erlebt zu haben, bedeutet nicht automatisch diese selbst als Elternteil auszuüben. Jedoch zeigt sich in der Praxis der therapeutischen Arbeit mit Familien eine Häufung von Gewalt in manchen Familiensystemen – leider auch trotz der Überzeugung der betroffenen Eltern es in ihrer neu gegründeten Familie anders zu leben. Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Gewalt in der Familie über Generationen hinweg fortsetzt. Dazu werden theoretische Überlegungen aus der systemischen und psychodynamischen Literatur um Beobachtungen aus dem Kinderschutzalltag angereichert und dargestellt.
Maga Irene Kautsch

12:30 Mittagspause

14:00 Workshops

16:30 Ende

 

Workshops

WS 1 Die Bindungskraft der Loyalität - back to present

Der Workshop soll die Handlungskompetenz im Umgang mit übernommenen Traumatisierungen stärken und erweitern. Als Grundlagen dafür dienen psychologische Erkenntnisse der Psychotraumatologie, der Bindungs- und Resilienzforschung und neurobiologische Modelle über psychische Traumata. Durch Einbeziehung von eigenen Fallbeispielen, traumafokussierte Anamnese und praktische Übungen soll ein Einblick in die Erkennung und Unterscheidung eines transgenerationalen Traumas in der Vielfalt der Traumatisierungen geboten werden.

Maga Cristina Budroni


WS 2 Trigger & Ressourcen - Transgenerationale Weitergabe von Interaktions- und Beziehungserfahrungen

Im Laufe unseres Aufwachsens machen wir täglich eine Vielzahl von Bindungs- und Beziehungserfahrungen, die unser Erleben und Verhalten in Beziehungen prägen. Neben positiven, bestärkenden Erlebnissen gibt es oft auch negative Ereignisse, die unser Denken und Handeln nachhaltig beeinflussen können. Wie diese unterschiedlichen Erfahrungen die Interaktion und Beziehungsgestaltung mit den eigenen Kindern beeinflussen können, aber auch wie diese transgenerationale Weitergabe möglicherweise unterbrochen werden kann, wird im Workshop vermittelt.

Antonia Dinzinger, MSc.


WS 3 Transgenerationale Traumatisierung im Kontext früher Kindheit - Unterstützung durch aufsuchende Familienarbeit

Belastende Ereignisse aus der Vergangenheit oder im aktuellen Erleben von Bezugspersonen können den Bindungs- und Beziehungsaufbau zum (ungeborenen) Kind irritieren und gefährden. Gerade in der sensiblen Zeit der frühen Kindheit können „diese Geister“ aus der Biographie der Eltern die Interaktions- und Beziehungserfahrungen der Kinder besonders beeinflussen und somit prägen (vgl. S. Fraiberg und H. Figdor). In diesem Workshop wird der Frage nachgegangen, wie im Rahmen präventiver aufsuchender Familienarbeit – am Beispiel der Frühen Hilfen – die Risiken solcher „Geister“ möglicherweise minimiert werden können und welche Chancen sich daraus sowohl für die Kinder als auch die Eltern ergeben können

Maga Julia Affenzeller und Maga Sigrid Mühlhölzl


WS 4 Wenn Gewalt vererbt wird

Vertiefung des Vortrags
Auseinandersetzung, in welcher Form transgenerationale Gewalt im beruflichen Alltag ein Thema wird. Welches sind die besonderen Herausforderungen? Was hat sich in der Praxis bewährt?
Mentalisierungsbasierte Ansätze bei Gewalt

Maga Irene Kautsch


WS 5 Innerfamiliäre sexuelle Gewalt an Kindern, ein Familienmuster?!?

In der Begleitung von Familien entsteht zeitweise unter Helfer*innen das Bild, dass es immer wieder zu ähnlichen, sich wiederholenden Belastungssituationen in den Familiensystemen kommt. Sexualisierte Gewalt verletzt die körperliche und seelische Integrität, sie ist ein massiver Angriff auf das Vertrauen und die Beziehungsfähigkeit der Betroffenen, ganz besonders, wenn sie innerfamiliär stattfindet. Stigmatisierung sowie die familiäre und gesellschaftliche Tabuisierung der Gewalt erschweren es Betroffenen sich anzuvertrauen und Unterstützung zu erhalten. Traumatische Erlebnisse , die unverarbeitet geblieben sind, können als transgenerationale Traumata an Kinder, Enkelkinder und die Gesellschaft übertragen werden. Wir gehen im Workshop der Frage nach, ob Mütter /Väter, die in ihrer Kindheit sexueller Gewalt ausgesetzt waren, vermehrt selbst sexuelle Gewalt ausüben bzw. diese nicht erkennen und dadurch ihre Kinder nicht ausreichend schützen können, und welche Faktoren hilfreich sind, damit es zu einer Musterunterbrechung kommt.

DSA Sacha Hoogenboom


WS 6 Kinder auf der Flucht

In diesem Workshop beschäftigen wir uns mit möglichen Aspekten von transgenerationaler Kriegstraumatisierung bei Flüchtlingsfamilien. Mit Empathie und der Fähigkeit zum interkulturellen Dialog und zur interkulturellen Kompetenz - weil wir alle in einer multikulturellen Gesellschaft leben!

Edda Maria Grünberger und Annette Bullig-Wenzl


 

Referent*innen und Workshopleiter*innen

Maga Julia Affenzeller, Pädagogin, Familienbegleiterin bei den Frühen Hilfen Wien West, Entwicklungspsychologische Beratung 0-3 – EPB

Dr.phil. Udo Baer, Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Heilpraktiker für Psychotherapie, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ und Gründungsmitglied (2008) sowie Wissenschaftlicher Berater des Instituts für soziale Innovationen e.V. (ISI) und des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor zahlreicher Fachbücher

Maga Cristina Budroni, Systemische Psychotherapeutin, Hypno- und Traumatherapeutin. Langjährige Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung in ESRA. Tätigkeit in eigener Praxis in Wien mit Arbeitsschwerpunkte Trauma, transgenerationale
Weitergabe von Traumata, Migration, interkulturelle Psychotherapie, Supervision und Coaching, Seminare und Vorträge zur transgenerationale Weitergabe von Traumata

Annette Bullig-Wenzl, MSc, Systemische Psychotherapeutin für Jugendliche & Erwachsene, Schwerpunkt Sucht & Flucht, 22jährige Tätigkeit im Anton Proksch Institut, Entzug, Kurz und Langzeittherapie, Gruppentherapie, Mitarbeiterin bei Hemayat und tätig in freier Praxis

Antonia Dinzinger, MSc., Psychologin und Bindungsforscherin am Institut für Early Life Care der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg. Forschungstätigkeit, Referentin und Dozentin im ULG Early Life Care und an der Paris Lodron, Universität Salzburg

Edda Maria Grünberger, Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Kunsttherapeutin, Diplompädagogin, arbeitet bei HEMAYAT, Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende.

DSA Sacha Hoogenboom, Personenzentrierte Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Traumatherapeutin, Tätigkeit in eigener Praxis in Wiener Neustadt, von 2010 bis 2023 Leiterin Kinderschutzzentrum die möwe Neunkirchen

Maga Irene Kautsch, Klinische und Gesundheitspsychologin, Systemische Familientherapeutin, Traumatherapeutin, Vorsitzende des Österreichischen Netzwerk für Traumatherapie, langjährige Mitarbeiterin der möwe Kinderschutz, von 2010 bis 2012 sowie von 2020 bis März 2023 Leiterin der möwe St. Pölten

Maga Sigrid Mühlhölzl, Klinische und Gesundheitspsychologin, Familienbegleiterin bei den Frühen Hilfen Wien West, Entwicklungspsychologische Beratung 0-3 – EPB

Drin Nicole Strüber, Dipl. Biol., Neurobiologin und Wissenschaftsautorin, Dissertation über die Bedeutung früher Erfahrungen für die Hirnentwicklung und die Entstehung psychischer Erkrankungen, Hochschullehrerin im Studiengang Hebamme DUAL an der hochschule21 in Buxtehude, freiberufliche Tätigkeit als Wissenschaftsautorin und im Rahmen von Vorträgen und Seminarenan der der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische Universität Wien sowie am Ludwig Boltzmann Institute Digital Health and Patient Safety

Gabriella Walisch, Dipl. Sonderpädagogin, Psychotherapeutin SF, Fachliche Leiterin im Kinderschutz-Zentrum Graz/Graz Umgebung, tätig im Kinderschutz von 1999 bis April 2023, Weiterbildung in spezieller Psychotraumatherapie für Kinder und Jugendliche, Expertise im Bereich des Kinderschutzes und Opferschutz, Fachberatung im Kinderschutz, Tätigkeit in freier Praxis

Zielgruppe
Fachkräfte
Datum
20.11.2023 09:00 bis 16:30

Ort der Veranstaltung

Hybridveranstaltung
Urania Wien, Uraniastraße 1, 1010 Wien
und online

Kosten
Ganztags vor Ort: 3 Vorträge und 1 Workshop: Euro 105,- (ausgebucht!) Halbtags online 3 Vorträge: Euro 65,-
Mehr Informationen

die möwe
Kinderschutzzentrum Wien
01 532 15 15
tagung@die-moewe.at

Anmeldung zur 27. möwe Fachtagung online

Hiermit melde ich mich verbindlich für die möwe Fachtagung 2023 an.

Wir ersuchen um Überweisung der Tagungsgebühr (ganztags vor Ort € 105,- oder halbtags online € 65,-) mit Ihrer Anmeldung auf unser Konto
bei der Raiffeisenbank St. Pölten
IBAN: AT05 3258 5001 0111 6367
BIC: RLNWATWWOBG

ACHTUNG: Bitte geben Sie unter Verwendungszweck unbedingt Ihren Namen + möwe Fachtagung 2023 an!

Die Möglichkeit einer Teilnahme vor Ort ist bereits ausgebucht - die Online-Teilnahme kann noch gebucht werden!

Bitte tragen Sie einen verfügbaren Rabattcode hier ein: