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Nachlese Runder Tisch „Traumatisch erlebte Geburt“

Am 18.12.2024 haben die Frühen Hilfen Wien und das Wiener Programm für Frauengesundheit in Kooperation mit dem Wiener Gesundheitsverbund zu einem Runden Tisch in die Klinik Floridsdorf eingeladen. Eröffnet wurde der Vormittag durch Mag.a Kristina Hametner, Leiterin des Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele der Stadt Wien, und Mag.a Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin und fachliche Leiterin die möwe. Rund 120 Teilnehmer:innen nutzten die Gelegenheit, sich zum Thema „Traumatisch erlebte Geburt“ zu informieren, auszutauschen und mit Kolleg:innen aus anderen Institutionen zu vernetzen. Durch den Vormittag führten Mag.a Dr.in Christina Bässler vom Wiener Programm für Frauengesundheit und MMag.a Birgit Wenty, Zentrale Leiterin der Frühen Hilfen Wien.

 

Vielfältige Informationen aus drei Vorträgen

Mag.a Judith Raunig gab im ersten Vortrag einen Überblick zum Thema Geburtstrauma rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Die Klinische und Gesundheitspsychologin beschäftigt sich seit 17 Jahren mit den Themen Kaiserschnitt und Geburtstrauma und bietet u.a. Fortbildungen für Ärzt:innen und Hebammen sowie Seminare für betroffene Mütter an. In ihrem Vortrag betonte sie, dass ein Trauma immer subjektiv ist: Entscheidend ist nicht, wie (lebens)bedrohlich eine Situation objektiv betrachtet war, sondern wie hilflos und ausgeliefert sich die Frau in diesem Moment gefühlt hat und welche Möglichkeiten sie hatte, damit umzugehen. Judith Raunig nannte auch Ansätze für die Traumaprävention in der Schwangerschaft (z.B. umfangreiche Informationen für eigenständige Entscheidungen, Stärkung der Körperwahrnehmung) sowie während der Geburt (z.B. gemeinsame Entscheidungen, menschliche Betreuung durch kleine Gesten und Berührungen). Nach der Geburt ist es v.a. wichtig, das Bonding sowie die Selbstanbindung zu unterstützen sowie bei Schwierigkeiten an Fachpersonen weiterzuvermitteln.
Weitere Informationen: Curriculum Geburtstrauma und österreichweites Netzwerk TrauBe.

DIin Marion Weigl vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen der Gesundheit Österreich GmbH präsentierte aktuelle Ergebnisse zu den Geburtserfahrungen von Frauen, die von den Frühen Hilfen begleitet wurden. Diese wurden mithilfe von Fokusgruppen und einer Online-Umfrage mit validierten Instrumenten erhoben. Die von den Frauen berichteten Erfahrungen waren insgesamt eher positiv - allerdings hat auch fast die Hälfte der befragten Frauen eine Form von nicht-leitliniengerechter oder respektloser Betreuung erlebt, z.B. das Ignorieren von Hilfeanfragen, bei der Anwendung des Kristeller-Handgriffs, verbale Missachtung oder gar körperliche Gewalt (z.B. schmerzhafte Untersuchung, unzureichende Betäubung). Die Frühen Hilfen können hier eine wichtige Rolle spielen, indem werdende Eltern informiert und bestärkt oder spezifische Unterstützungsangebote vermittelt werden.

Anschließend gab Jasmin Fotouri in einem sehr persönlichen Vortrag einen Einblick in den praktischen Alltag einer Hebamme im Krankenhaus. Sie berichtete von den oft schwierigen Bedingungen, wenn beispielsweise mehrere Gebärende gleichzeitig betreut werden müssen, von emotionalen Belastungen sowie von hohen Erwartungen der werdenden Eltern an sich selbst und an das Gesundheitspersonal.

 

Vorstellung von Angeboten und Institutionen

Nach der Pause wurden mehrere Angebote und Institutionen vorgestellt, die für Frauen und Familien bei traumatisch erlebter Geburt (präventiv) hilfreich sein können:

 

Austausch in Kleingruppen

Der Austausch in den Kleingruppen wurde abschließend dazu genutzt, verschiedene Aspekte interdisziplinär zu diskutieren bzw. Ideen zu sammeln. Zu der Frage, wie werdende Eltern in der Schwangerschaft beraten werden können, um traumatisch erlebten Geburtserfahrungen vorzubeugen, wurde beispielweise empfohlen niederschwellige Geburtsvorbereitungskurse zu nutzen, um ein realistisches Bild des Geburtsverlaufs zu geben, auf Routinen im System Krankenhaus und mögliche Entscheidungen vorzubereiten sowie Leistungsdruck zu nehmen und Erwartungen zu besprechen. Väter/Partner*innen sollten von Anfang an eingebunden und ebenfalls gut auf die Geburt vorbereitet werden.

Als wichtige Punkte für das Geburtssetting wurden u.a. die 1:1 Betreuung durch eine (bereits bekannte) Hebamme, die Wahrung der Privatsphäre sowie eine präsente, empathische und bindungsorientierte Betreuung und Begleitung genannt. Die Belastung der Frau durch negative Geburtserfahrungen kann z.B. durch Beobachtung der Mutter-Kind-Interaktion und des Verhaltens der Mutter sowie durch die Erzählungen der Mutter/Eltern erkannt werden. Nach traumatisch erlebter Geburt können eine Nachbesprechung der Geburt, niederschwellige Angebote wie die Frühen Hilfen, die Vermittlung zu therapeutischen Angeboten sowie der Kontakt zu anderen betroffenen Frauen hilfreich sein.

 

Redaktion:

Mag.a Inanna Reinsperger, MPH
Netzwerkmanagement Frühe Hilfen Wien

 

zuletzt bearbeitet: 14.01.2025

Frühe Hilfen Runder Tisch "Traumatisch erlebte Geburt"
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