Wie man Kindern Terror erklärt
Nach den erschreckenden Ereignissen der letzten Nacht hat Hedwig Wölfl, Psychologin und Geschäftsführerin der möwe einige Überlegungen aus psychologischer Sicht zusammengeschrieben, die im Umgang mit Kindern in dieser Situation zu berücksichtigen sind:
- Fakten erklären
Erklären Sie ihren Kindern den aktuellen Erkenntnisstand der Polizei in kindgerechter und altersadäquater Sprache:
Was ist passiert? (es gab einen Anschlag mit Toten und Verletzten in der Wiener Innenstadt)
Was wird dagegen getan? (Polizei und Rettung arbeiten für die Sicherheit von uns allen)
Sind wir in Gefahr? (Nein, in unserer Wohnung bist du in Sicherheit; auch die Schule ist abgesichert…) - Sicherheit geben
Terrornachrichten lösen Unsicherheit und Ängste aus:
Stärken Sie das Vertrauen in die Gefahrenabwehr durch die Polizei
Stabilisieren Sie das persönliche und familiäre Sicherheitsgefühl durch Normalität (Frühstück wie immer; aus dem Fenster schauen und andere beobachten; konkrete Pläne für den Tag machen..) - weder katastrophisieren noch bagatellisieren
Es ist wichtig (siehe Punkt 1 – Fakten erklären), Kinder proaktiv über die Vorfälle sachlich aufzuklären und darauf zu achten dabei nicht zu übertreiben noch so zu tun als wäre nichts passiert. Verstärken Sie die Ängste nicht, aber machen Sie die Aufregung auch nicht lächerlich – Kinder gehen meist sehr pragmatisch mit solchen Ereignissen um - Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen
Ob Schulbesuch oder nicht, ist eine elterliche Entscheidung und sollte nicht den Kindern überlassen werden. Treffen Sie mit den Kindern klare Vereinbarungen bezüglich Hinbringen oder –fahren bzw. Abholen, machen Sie Uhrzeiten aus und halten Sie die auch ein, planen Sie die Tagesstruktur - Nachrichten (auch für die Erwachsenen!) gezielt auswählen
Es ist ratsam, dazwischen immer wieder bewusst Pause machen und die Medien ausschalten - Möglichkeiten zum Austausch geben
Kinder haben und brauchen viele Möglichkeiten, das zu verarbeiten und zu besprechen: mit ihren Freund*innen und Mitschüler*innen, mit anderen Kindern oder mit den Großeltern...
Lassen Sie sie selbst bestimmen, ob und mit wem sie Kontakt haben möchten (ev. jüngeren Kindern ohne eigenem Handy anbieten, dass sie jemanden anrufen dürfen) - Freiraum zum Verarbeiten
Geben Sie ihren Kindern auch Zeit außerhalb der Beobachtung ihrer Eltern - Verständnis und Zuwendung
Wenn Kinder erschüttert sind, beschäftigen sie viele Fragen. Haben Sie dafür Verständnis und geben Sie ihnen Ihre Ausmerksamkeit und Nähe - wenn nötig Hilfe holen
Falls Fragen oder Ängste auftauchen, die innerhalb der Familie nicht gut beantwortet oder beruhigt werden können, lassen Sie sich beraten und wenn notwendig, auch den Kindern / Jugendlichen professionelle Hilfe zukommen (Rat auf Draht; Kinderschutzzentren, Kinder- und Jugendhilfe, PSD, ….)