Einleitungstext
Es gibt angenehme und unangenehmen Gefühle und es ist gut, darüber zu sprechen.
Erwachsene gehen bei der Anwendung von Gewalt und bei sexuellem Missbrauch häufig manipulativ vor und beeinflussen Kinder in ihrer Gefühlswahrnehmungen. Daher ist die Gefühlsarbeit einer der Grundpfeiler der Präventionsarbeit.
In den Schulklassen lassen wir Kinder in Übungen und Gesprächen Gefühle wahrnehmen und benennen, z.B. Angst, Wut, Freude, Scham, Liebe, Schuld oder Wohlgefühl. Wir überlegen mit den Kindern, wieso wir Menschen so viele unterschiedliche Gefühle haben und was uns Gefühle mitteilen können. Welches Verhalten folgt auf diese Gefühle und wie können wir auf ein bestimmtes Gefühl reagieren? Gefühle erklären Situationen und helfen zu entscheiden, wie wir uns verhalten könnten.
Schlechte darfst Du weitersagen. Belastende Geheimnisse sollen weitererzählt werden.
Tabuisierung – also Geheimhaltung und Nicht-darüber-sprechen-dürfen – ist bei Gewalt und Missbrauch häufig verstärkt. Schuld- und Schamgefühle, aber auch Verunsicherung und Angst machen es Kindern schwer, von Übergriffen zu erzählen.
Wir vermitteln, dass es zweierlei Arten von Geheimnissen gibt: solche, die angenehme, schöne und gute Gefühle erzeugen, und jene, die Angst machen, sich komisch anfühlen, den Schlaf rauben oder schwer im Magen liegen. Bei diesen schlechten Geheimnissen tut Hilfe gut und sie dürfen und sollen darum unbedingt weitergesagt werden.
Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen.
Du hast das Recht über deinen Körper selbst zu bestimmen.
Wir vermitteln Kindern ihr Recht, dass es ihrem Körper gut geht und dass es Aufgabe der Erwachsenen ist, darauf zu achten: Kein Erwachsener darf Kinder schlagen oder misshandeln oder zur eigenen Befriedigung berühren. Es ist wichtig, Kindern eine Sprache zu geben um Körper- und Geschlechtsteile benennen zu können, damit sie auch von Gewalthandlungen und Übergriffen berichten können.
Bei sexuellem Missbrauch kommt es zu einer zunehmenden Sexualisierung der Beziehung zwischen einem Kind und einem Erwachsenen bzw. älteren Jugendlichen. Berührungen (sogenannte Probehandlungen) werden wie zufällig ausprobiert und wenn sie zugelassen werden, kann es zu immer intensiveren und sexualisierten Berührungen und Übergriffen kommen.
Respekt voreinander ist wichtig. Dazu gehört auch, den Wunsch und Willen desGegenübers zu akzeptieren.
Nein sagen kann schwierig sein. Wenn du dich nicht wohl fühlst, ist es jedoch wichtig, dass du sagst, wenn etwas nicht in Ordnung ist.
Viele Kinder haben schon schlechte Erfahrungen gemacht, wenn sie Erwachsenen widersprechen. Ihr Nein wurde einfach überhört bzw. nicht respektiert, was dazu führt, dass sie sich nicht mehr trauen, ihre eigene Meinung auszudrücken.
Wir vermitteln Kindern, dass sie auch Nein sagen dürfen. Wir besprechen, was vernünftige und unvernünftige Neins sind und was sie tun können, wenn sie sich nicht trauen oder ihre Meinung nicht gehört und respektiert wird.
Auch Menschen, denen wir vertrauen und die wir sehr bewundern, machen Fehler.
Kinder sind oft davon überzeugt, sie hätten selbst einen Fehler gemacht, wenn sie Gewalt oder Übergriffe erfahren, da sie den Erwachsenen oder einen Jugendlichen als überlegen wahrnehmen. Daher übernehmen Kinder oft die Verantwortung für erlebte Gewalterfahrungen und können sogar Schuldgefühle entwickeln. Wir erklären Kindern, dass alle Fehler machen und dass das auch Menschen sein können, die sie sehr mögen und denen sie vertrauen.
Das Erzählen von Problemen ist so lange notwendig, bis jemand richtig zuhört und hilft.
Kindern fällt es schwer, von Übergriffen zu erzählen. Es zeigt sich, dass sie oft der Überzeugung sind: Keiner wird mir glauben, keiner wird für mich da sein, keiner kann mir aus dieser Situation heraushelfen.
Wir informieren die Kinder, wo sie sich Hilfe holen können. Sie werden darauf hingewiesen, dass es viele Menschen gibt, die für sie auch in schwierigen Situationen da sind: Vertrauenspersonen wie Eltern, Großeltern, Lehrer*innen, Erzieher*innen, Nachbar*innen oder Kinderschutzmitarbeiter*innen.
Nur mit Wissen über Alternativen kann Gewalt gestoppt werden.
Kinder wissen instinktiv, dass Gewalt nicht in Ordnung ist, aber sie sind doch ständig damit konfrontiert. Vielen Kindern wird vermittelt, dass Gewalt ihnen gegenüber dann in Ordnung ist, wenn sie selbst einen Fehler gemacht haben, z.B. „schlimm“ waren, andere geärgert oder belogen haben, etc.
Wir bleiben dabei: Gewalt ist NIE in Ordnung. Wir besprechen Alternativen zu gewaltvollen Handlungen und gewaltvoller Sprache und vermitteln, dass Gewalt gestoppt werden kann und sich Kinder Unterstützung holen dürfen.