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Wie man Kindern Amok und Terror erklärt

Nach den erschreckenden Ereignissen hat Hedwig Wölfl, Psychologin und Geschäftsführerin der möwe einige Überlegungen aus psychologischer Sicht zusammengeschrieben, die im Umgang mit Kindern in dieser Situation zu berücksichtigen sind:

Fakten erklären

Erklären Sie Ihren Kindern den aktuellen Erkenntnisstand der Polizei in kindgerechter und altersadäquater Sprache:
Was ist passiert? (es gab einen Anschlag mit Toten und Verletzten)
Was wird dagegen getan? (Polizei und Rettung arbeiten für die Sicherheit von uns allen)
Sind wir in Gefahr? (Nein, in unserer Wohnung bist du in Sicherheit; auch für Schulen gibt es Notfallpläne …)
Es ist nicht möglich, alle Fragen zu beantworten – manchmal muss Unsicherheit und Unwissenheit gemeinsam ausgehalten werden

Unterschiedliche Gefühlsreaktionen sind normal

Schock und Betroffenheit, ein nicht Wahrhabenwollen gehören meist zu den unmittelbaren Reaktionen, auch Wut, Trauer, Ängste und Befürchtungen sind in der Folge normale Reaktionen.
Wichtig ist, alle Gefühle ernst zu nehmen

Sicherheit geben

Nachrichten von Amok und Terror lösen Unsicherheit und Ängste aus: 
Stärken Sie das Vertrauen in die Gefahrenabwehr durch die Polizei 
Stabilisieren Sie das persönliche und familiäre Sicherheitsgefühl durch Normalität (gemeinsames Essen wie immer; konkrete Pläne für den Tag machen..)

Weder katastrophisieren noch bagatellisieren

Es ist wichtig (siehe Punkt 1 – Fakten erklären), Kinder proaktiv über die Vorfälle sachlich aufzuklären und darauf zu achten dabei weder zu übertreiben noch so zu tun als wäre nichts passiert. Verstärken Sie die Ängste nicht, aber machen Sie die Aufregung auch nicht lächerlich – Kinder gehen meist sehr pragmatisch mit solchen Ereignissen um

Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen

Ob Schulbesuch oder nicht, ist eine elterliche Entscheidung und sollte nicht den Kindern überlassen werden. Treffen Sie mit den Kindern klare Vereinbarungen bezüglich Hinbringen oder –fahren bzw. Abholen, machen Sie Uhrzeiten aus und halten Sie die auch ein, planen Sie die Tagesstruktur

Nachrichten (auch für die Erwachsenen!) gezielt auswählen

Es ist ratsam, dazwischen immer wieder bewusst Pause machen und die Medien ausschalten

Möglichkeiten zum Austausch geben

Nach dem ersten Schock brauchen Kinder viele Möglichkeiten, das zu verarbeiten und zu besprechen: mit ihren Freund*innen und Mitschüler*innen, mit anderen Kindern oder mit den Großeltern…
Lassen Sie sie selbst bestimmen, ob und mit wem sie Kontakt haben möchten (ev. jüngeren Kindern ohne eigenem Handy anbieten, dass sie jemanden anrufen dürfen)

Freiraum zum Verarbeiten

Das Tempo und die Art der Verarbeitung sind individuell sehr unterschiedlich, geben Sie ihren Kindern auch Zeit außerhalb der Beobachtung ihrer Eltern

Verständnis und Zuwendung

Wenn Kinder erschüttert sind, beschäftigen sie viele Fragen. Haben Sie dafür Verständnis und geben Sie ihnen Ihre Aufmerksamkeit und Nähe

Wenn nötig Hilfe holen

Falls Fragen oder Ängste auftauchen, die innerhalb der Familie nicht gut beantwortet oder beruhigt werden können, lassen Sie sich beraten und wenn notwendig, auch den Kindern / Jugendlichen professionelle Hilfe zukommen 
Rat auf Draht Tel: 147 https://www.rataufdraht.at/
Kinderschutzzentren: https://www.oe-kinderschutzzentren.at

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